Der See und die Brücken

Abermals sweatdropte die Rosahaarige und versuchte freundlich zu grinsen als er gesagt hatte, dass er es ernst meine. Kurz atmete sie erleichtert aus - Ihr Vater wusste nicht bescheid, genau so wie die anderen. Es reichte wenn sie wussten, dass ein Mädchen an der Schule gebissen wurde. Sie hatte sowieso einen riesen Schock erlitten, als man ihr gesagt hatte, dass Cross nun der Boss der Hunter war und das sogar schon für eine längere Zeit. Der Typ mit dem sie sich gestritten hatte, hatte sich also nur als der Boss ausgegeben und sie auf diese Schule geschickt - da sie ihm auf die nerven gegangen war. Achso das ist gu- Moment mal! Nenn mich nicht Pinku-chan, für dich bin ich immer noch Ai! rief Ai und verschränkte die Arme, ehe sie auf seinen Trick reingefallen war. Oh ja, jeden Tag... aber heute besonders, heute findet ja der Ball statt. Der Rektor hatte sie erst gestern darüber informiert.

Lavi lachte nur amüsiert über ihren kleinen Wutausbruch. Wie du meinst Pinku-chan, oh entschuldigung, ich meine Ai-san. grinste der Rothaarige und verschränkte die Arme hinter dem Kopf, während er ihr aufmerksam zuhörte. Hm, über was machen die denn sonst so nen aufstand? Eigentlich wusste er die antwort, aber so konnte er länger mit der Vertrauensschülerin sprechen. Ohhh ein Ball?! Und das an meinem ersten Tag, wie cool Lavi grinste unetwegt und konnte nun verstehen, warum die Mädchen wie die wilden hin und her gewuselt waren. Na dann bring mich bitte so schnell wie möglich in mein Zimmer, ich will auch auf den Ball! Vor allem konnte er dort auch Infos sammeln, also hatte es nur Vorteile. Gehst du denn auch hin?

Ich kann das alles auch zurück geben, Baka-Usagi! Langsam wurde sie wütend, der Typ gegenüber von ihr ging ihr langsam auf die Nerven. Ai versuchte sich zu beruhigen und gab ihm eine Antwort, die er aber als Hunter eigentlich wissen sollte. Na wegen der Night Class sagte sie und sweatdropte schon wieder, da Lavi anscheinend sehr begeistert von dem Ball war. Nun, die Rosahaarige freute sich auch darauf - nur wusste sie nicht ob alles so glatt laufen würde wie der Rektor es versichert hatte. Besonders mit Zero im Nacken... Okay dann beeilen wir uns Ai lächelte leicht und wollte sich gerade umdrehen, ehe sie fragend eine Augenbraue hob. Ich denke schon, ich habe Aufsicht. Also los, gehen wir.

tbc: Haus Sonne -> Jungenflügel ->Lavi's Zimmer

Ziellos lief Kyoko durch die Gegend. Dabei hielt sie ihren Kopf gesenkt, sah kaum etwas von ihrer Umgebung. Wahrnehmen tat sie diese eh nicht besonders. Dafür war sie viel zu tief in ihren Gedanken vertieft.
Was sollte sie tun? Wie sollte sie den Reinblüter finden? Wie hatten ihre Eltern ihn nur damals gefunden? Sie hatte keine Ahnung. 'Vielleicht frag ich noch einmal diese Vertrauensschülerin. Sie kann mir bestimmt sagen, ob wirklich alle Schüler der Academy auf dem Ball waren. Aber dann wird sie sich sicher noch mehr wundern.', überlegte Kyoko. 'Oder ich frage Aisha. Sie hab ich auch gar nicht dort gesehen... Aber falls ich ihr jetzt vertrauen kann... wenn sie weiß, dass ich jemanden suche, wird sie mir nicht mehr trauen... und dann... Nein, das kann ich nicht riskieren. Ich könnte auch auf mich aufmerksam machen. Dann findet er mich. Aber dann bin ich die, die überrascht wird und meine Chancen sinken auf null.'
Nach einem Moment blieb sie stehen und hob ihren Blick. Sie stand mitten auf einer der Brücken, die zu den Wohnhäuser führten.
Die Hunterin lief zu einem der Geländer und blickte in das Wasser darunter.

Als sie da stand, wurde sie von dem Regen natürlich schon nach kurzer Zeit völlig durchnässt. Aber das war ihr relativ egal. Es war ja schließlich nur Wasser und sie war ja nun mal nicht aus Zucker.
Außerdem hatte der Regen den Vorteil, dass sie hier draußen völlig allein war. Da es alle anderen Schüler vorzogen drinnen zu bleiben und nicht nass zu werden.
So konnte sie in Ruhe nachdenken.
Während sie in das bewegte Wasser unter ihr starrte, veränderte sich das Bild vor ihr langsam. Das Wasser verschwand. Vor ihr bewegten sich Schwerter. Die silberne Klinge ihres Schwertes, welches immer wieder mit der weißen Klinge eines anderen zusammenstieß. Als sie aufblickte, erkannte sie ein Gesicht, welches ihr Spiegelbild sein könnte. Es war das Gesicht ihrer Schwester, welche sie konzentriert ansah.
Sie trainierten mal wieder zusammen. Shino hatte sie ständig darum gebeten. Denn sie wollte so gut werden, wie ihre Schwester. Aber die 12jährige musste noch viel lernen, das wusste Kyoko genau. Sie sah jeden kleinen fehler in der Schwertführung ihrer Schwester. Schon dreimal hätte sie diese töten können. Doch davon ahnte Shino nichts, denn Kyoko war eine gnädige Lehrerin. Sie lies Shino weiterüben, bis sie einen wirklich schwerwiegenden Fehler begehen würde.

Und dieser Fehler kam, weshalb Kyoko ihrer Schwester das Schwert aus der Hand schlug und dieser so kurz wie möglich ihr eigenes Schwert an den Hals hielt. Dann lies sie ihr Schwert sinken und sah lächelnd zu Shino. "Du solltest nicht immer so verbissen sein. Achte auf deine Gefühle. Lass dich von deinen Instinkten leiten, nicht von deinem Verstand. Wenn du zu viel über deine Aktionen nachdenkst, bist du zu langsam.", belehrte sie die Jüngere.
Dann gab sie ihr dessen Schwert zurück und lief ins Haus.
Shino folgte ihr un dlief an ihr vorbei in die Küche. Wenige Sekunden später kam sie breit lächelnd und mit einem Zettel in der Hand winkend zurück zu Kyoko. "Sie mal: Wir haben einen Auftrag. Einen zusammen!", rief sie freudig aus. "Lass mal sehen.", antwortete die erfahrenere Schwester.
"Wir sollen da ein paar Level E in der Stadt töten, die auffällig geworden sind.", leierte Shino herunter, als hätte sie es auswendig gelernt.
"Komm schon, lass uns gehen!", drängte sie ihre Schwester weiter. Voller Übereifer.
"Warte. Wir müssen erst einmal wissen, mit wem wir es zu tun haben. Wie viele es genau sind und wo sie sich am meisten aufhalten. Außerdem müssen wir warten, bis es nacht wird, sonst erregt es bei den Menschen in der Stadt zu viel Aufmerksamkeit.", erwiderte sie darauf nachdenklich. Sie war bereits dabei sich einen Plan auszuklügeln. "Du kannst da nicht einfach so hinstürmen. Das ist zu gefährlich und vorallem sehr dumm. Wir müssen erst so viel wie möglich darüber in Erfahrung bringen, damit wir nicht überrascht werden können. Das solltest du dir für alle deine Aufträge merken. Niemals kopflos los stürmen.", sprach sie weiter, ein wenig tadelnd.

Kyoko seufzte. Das war es gewesen, was sie ihrer Schwester damals immer wieder gesagt hatte. "Niemals kopflos los stürmen. Erst alles in Erfahrung bringen, was irgendwie möglich war." Aber diesmal hatte sie sich selbst nicht daran gehalten. Sie war einfach dem kleinsten Hinweis gefolgt und hatte sich an dieser Academy angemeldet. Ohne sich vorher einen Plan zu überlegen und ohne näher darüber nachzudenken.
Daher hatte sie den ersten Fehler direkt bei der Anmeldung begangen: Sie hatte ihren richtigen Namen benutzt.
Und die zweiten folgten zugleich: Sie verhielt sich immer durch ihre Fragen zu auffällig.
Sie brauchte dringend einen Plan. Nur einen zu finden, war nicht so einfach. Und sie musste aufhören, fragen zu stellen. Sie musste die Informationen, die sie brauchte anders erfahren.
Gut, der Reinblüter war vielleicht nicht an der Academy. Aber in dieser Schule wimmelte es von Vampiren und Huntern, wie sie erfahren hatte. Sie würde also vielleicht, wenigstens ein paar neue Informationen erhalten, mit denen sie den Vampir finden konnte.
Die Hunterin blickte von dem Wasser auf und wandte sich mit dem Rücken zu dem Geländer. Mit ihren Händen griff sie nach hinten an dieses und lehnte sich dann gemütlich nach hinten, sodass ihr Körper zwischen ihren Händen an dem Geländer lehnte. 'Es ist spät geworden.', dachte sie. Es began bereits dunkel zu werden. Die Regenwolken, die immer noch schwer am Himmel hingen taten ihren Rest dazu. Es war schon fast so dunkel, wie in der Nacht. Und es wurde kalt.Die 16jährige fröstelte ein wenig. Dennoch blieb sie noch dort stehen. Sie wollte noch nicht zurück isn Wohnheim. Auch wenn sie, so durchnässt, wie sie da stand, eine Erkältung riskierte.

Aisha kam zum See und sah Kyoko am Geländer hängen. Wie üblich hatte die Vampirin auch jetzt wieder ihren Wasserschirm über dem Kopf, um nicht nass zu werden. Sie ging mit eleganten Schritten zu Kyoko, stellte sich lautlos neben sie und sagte dann Ich bin erfreut, dich mal wiederzusehen. Ihr war klar, dass Kyoko wahrscheinlich erschrecken würde, aber im Moment war ihr das egal.

Kyoko erschrak ein wenig, da sie noch in Gedanken gewesen war. Sie wandte sich zu Aisha und verzog auf der Stelle das Gesicht. `Sie schon wieder.´, dachte sie. Sie hatte langsam das Gefühl die Vampirin verfolgte sie, seit sie ihr Geheimnis kannte.
"Schön.", entgegnete sie nur, mit einer Betonung, die Preis gab, dass sie nicht unbedingt auch erfreut darüber war.
Als sie den Wasserschirm erblickte, war sie doch ein wenig beeindruckt. Es zeigte nur wieder, wie stark diese Vampirin war, und dass man sich mit ihr nicht verfeinden sollte.

Aisha ließ ihren Blick üver Kyokos durchnässte Kleidung wandern und dehnte mit einer handbewegung ihren Schirm aus, um das Mädchen vor dem Regen zu schützen. Tut mir Leid, dass ich dich erschreckt habe. Wie lang bist du schon hier? Die Stimme der Vampirin war freundlich.

Kyoko winkte nur ab. Aisha hatte sie erschreckt, aber das war nicht so schlimm. Solange sie sonst nichts getan hatte.
Sie blickte nur kurz nach oben zu dem Schirm, bedankte sich aber nicht. Sie hatte schließlich nicht darum gebeten. Außerdem brachte das mitlerweile eh nicht mehr viel, schließlich war sie bereits klitsch nass.
"Schon eine Weile.", gab sie knapp zur Antwort. Selbst wenn sie gewollt hätte, hätte sie der Vampirin nicht sagen können, wie lange. Sie wusste es garnicht. das Mädchen hatte in Erinnerungen geschwellt und keine Ahnung wie viel Zeit dabei vergangen war.

Die Vampirin lächelte. Kyoko schien offensichtlich in Gedanken gewesen zu sein. Du wirkst auf mich immer sehr nachdenklich. Möchtest du mir vielleicht sagen, welche Gedanken deine Aufmerksamkeit so beanspruchen? Es interessierte sie wirklich, denn sie wollte gern mehr über Kyoko erfahren.

"Nein. das möchte ich nicht.", erwiderte sie direkt darauf.
Erst danach dachte sie darüber nach. Sie betrachtete Aisha nachdenklich.
Die Vampirin hatte sie schon so oft versucht in ein Gespräch zu verwickeln. Sie war immer bemüht irgendeine Art Verbindung zu Kyoko aufzubauen.
'Aber warum? Was hat sie davon? Hat sie etwa etwas mit diesem Mistkerl zu tun... oder will sie wirklich nur nett sein? Ich verstehe sie nicht. Sie weiß doch, dass ich Hunterin war...', überlegte sie dabei.
Dann seufzte sie. "Ich habe an meine Schwester gedacht.", gab sie schließlich preis. Diese Information war nichts, was sie unbedingt verheimlichen müsste. Das einzige, was niemand wissen durfte war, dass sie damals einen Reinblüter angegriffen hatte und diesen jetzt suchte.
Alle anderen Informationen konnten ihr nicht Schaden.
Daher hatte Kyoko gerade beschlossen mit zu spielen. Sie würde sich Aisha mitteilen. Nur so konnte sie herausfinden, was diese damit vorhatte.

Nach Kyokos erstem Satz ließ Aisha, innerlich etwas deprimiert, die Arme hängen und starrte in die Ferne, davon ausgehend, dass das Gespräch beendet war. Als das andere Mädchen dann doch noch etwas sagte, sah sie überrascht auf. Ich wusste gar nicht, dass du eine Schwester hast. Wie heißt sie denn? Die Vampirin freute sich, dass sich Kyoko endlich etwas öffnete. Zwar wusste sie nicht wieso, aber sie wollte gern mehr über Kyoko erfahren und interessierte sich ehrlich für deren Leben.

Sofort senkte das Mädchen ihren Blick. Sie biss sich auf die Unterlippe und wandte sich um, sodass sie nun auf die Wasseroberfläche starrte.
Ihre Augen wurden ein wenig leer. "Meine Schwester... Shino, ist tot.", erwiderte sie flüsternd. Etwas stich in ihr Herz, während die Bilder wieder kamen. Es tat weh, erneut zu sehen, wie ihre Schwester gestorben war.
Es hatte kein Lebewesen gegeben, dass ihr näher gewesen war, als ihre kleine Schwester, Shino. Und am Ende hatte sie sie nicht retten können.

Oh. Aisha blickte in die Leere, ihr Blick verlor sich im Wasser vor ihr. Auch ich habe Familie verloren, ich kann mich also gut in deine Situation hineinversetzen. Wie lang ist das her? Vater, Mutter, Chun, Rin, warum habt ihr mich verlassen? Der Wind bließ durch ihre Haare und ihr Wasserschirm fiel zusammen.

"Das denke ich nicht.", grummelte Kyoko. Diese Vampirin konnte sich mit Sicherheit nicht in ihre Situation hinein versetzen.
Wütend darüber, dass sie es behauptet hatte, starrte die Hunterin auf das Wasser. Dass sie jetzt wieder nass wurde, weil Aishas Wassershcirm zusammengefallen war, störte sie nicht.
Sie ballte eine Hand zur Faust, biss sich wieder auf die Unterlippe und kniff die Augen zu. Die Erinnerungen überrollten sie und sie hatte wirklich Mühe ihre Wut zu unterdrücken.
Nach einem Moment öffnete sie die Augen wieder und starrte über das Geländer der Brücke, auf der sie standen.
"Meine Familie wurde vor einem Jahr getötet.", gab sie mit zusammengebissenen Zähnen von sich.

Muss schwer gewesen sein für dich. Sie warf dem anderen Mädchen einen Seitenblick zu um ihre Miene zu studieren. Als ihr bewusst wurde, dass ihr Schirm weg war, korrigierte sie das schnell. Ein Blick nach unten auf ihr Shirt sagte ihr, dass sie sich damit ziemlich Zeit gelassen hatte. Mist, jetzt bin ich ganz nass. Sie sah wieder Kyoko an und lehnte sich auf das Geländer vor ihr. Weißt du, du tust dir keinen Gefallen damit, wenn du zu oft darüber nachdenkst, was war. Ich verstehe, dass du sehr an deiner Schwester hängst, verstehe ich wirklich. Aber manchmal muss man Vergangenes hinter sich lassen und weitergehen, nach vorne schauen.

An Kyokos Miene änderte sich nicht viel. Noch immer biss sie die Zähne wütend zusammen und ballte die Hände zu Fäusten. Doch dieses mal sah sie dabei nicht auf das Wasser unter ihnen, sondern direkt zu Aisha.
In diesem Moment sprühten ihre Augen förmlich Hass.
"Wie kannst du soetwas sagen?! Ausgerechnet eine wie DU!", fauchte sie die Vampirin an.
Es war ein Reinblüter, ein verdammter Vampir, der ihre Schwester ermordet hatte und diese Vampirin vor ihr sagte ihr, sie solle Shino vergessen?!
Als sie den letzten Satz Aishas vernahm, hatte sie nur das verstanden, was sie einer Vampirin zutraute und nicht, die eigentlich gut gemeinten Worte.
In diesem Moment, musste sie all ihre Willenskraft aufbringen, die Schülerin vor ihr nicht anzugreifen.

Aisha hob abwehrend die Hände. Ich wollte dich in keinster Weise beleidigen oder reizen. Es ist nur so, dass ich aus persönlicher Erfahrung sagen kann, dass es nicht gut ist, zu lange an der Vergangenheit zu hängen. Irgendwann machen sie dich kaputt... Aisha zitterte kurz bei der Erinnerung an das Massaker, das sie damals angerichtet hatte, als sie ihre Familie verlor. Du solltest endlich aufhören, hinter allem was ich sage eine böse Absicht zu vermuten, bloß weil ich ein Vampir bin.

"Tze.", zischte Kyoko immer noch wütend und wandte ihren Blick wieder von Aisha ab.
"Die Vergangenheit vergessen hieße meine Schwester zu vergessen. Und das wäre.... es wäre einfach falsch!", erklärte sie nach einem Moment der Stille leise. "Es war ein Vampir. Einer deines Gleichen hat meine kleine Schwester getötet.", gab sie etwas lauter ebenfalls preis.
'Ich werde nie vergessen, was in jener Nacht passiert ist. Ich werde nie verzeihen... diesem Mistkerl nicht... und mir auch nicht.', fügte sie für sich selber in Gedanken hinzu.
Mehr erzählte sie Aisha nicht über ihre Vergangenheit. Die Vampirin wusste mitlerweile bereits viel zu viel. Es war schon fast soetwas wie ein Fluch, dass diese bei jeder Begegnung immer mehr Informationen aus ihr heraus bekam. Allein dadurch, dass Aisha sie immer wieder wütend machte.